Hitzewellen werden immer häufiger und extremer – mit direkten Folgen für die Gesundheit. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder, chronisch Kranke und Personen, die im Freien arbeiten. Eine neue Befragung des Swiss TPH im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt: Viele Kantone und Städte verstärken ihr Engagement im gesundheitlichen Hitzeschutz. Gleichzeitig bestehen grosse Unterschiede im Umsetzungsstand und ein klarer Bedarf an nationaler Koordination.

Auch bei hohen Temperaturen bieten schattige Grünflächen mit einem Sprühnebel-System einen Ort, an dem man sich abkühlen und erholen kann. (Foto: AdobeStock)
Als Folge des Klimawandels nehmen auch in der Schweiz Hitzewellen, Hitzetage und Tropennächte zu. Hitze kann nicht nur Erschöpfung und Hitzschlag verursachen, sondern auch bestehende Herz-Kreislauf-, Atemwegs- oder psychische Erkrankungen verschlimmern und sogar zu Todesfällen führen. Hohe Temperaturen gefährden vor allem die Gesundheit von älteren Menschen, chronisch Kranken, Schwangeren und Kleinkindern.
Einige Schweizer Kantone haben deshalb reagiert und Hitzeaktionspläne eingeführt. Sie enthalten verschiedene Massnahmen, um die Bevölkerung besser vor Hitzewellen zu schützen. Bisher gab es solche Hitzeaktionspläne ausschliesslich in der Westschweiz und im Tessin.
Im Sommer 2024 hat das Swiss TPH, im Auftrag des BAG, die Gesundheitsdepartemente aller Kantone sowie der Städte Zürich, Bern, St. Gallen, Lausanne, Genf und Lugano zu deren Hitzeschutzmassnahmen befragt.
«Die Erhebung zeigt, dass immer mehr kantonale Gesundheitsbehörden Hitzeschutzmassnahmen einführen, auch in der Deutschschweiz», sagte Martina Ragettli, Projektleiterin am Swiss TPH.
18 von 26 Kantonen haben angegeben, sich im Sommer 2024 aktiv an der Umsetzung von Hitzeschutzmassnahmen beteiligt zu haben. Acht Kantone verfügen über Hitzeaktionspläne, die sich an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren. Dazu zählen zum Beispiel die zentrale Koordinierung von verschiedenen Akteuren, die Nutzung eines Hitzewarnsystems oder Massnahmen für Risikogruppen.
Hitzehotline und kühle Inseln
Im Rahmen der Erhebung wurden auch «Good-Practice»-Beispiele von den Gesundheitsbehörden hervorgehoben. So gibt es beispielsweise im Kanton Basel-Stadt in Zusammenarbeit mit Pro Senectute eine Hitzehotline, die Seniorinnen und Senioren an heissen Sommertagen informiert, berät und unterstützt. Im Kanton Genf werden während Hitzeperioden klimatisierte Kinosäle für besonders gefährdete Personen zur Verfügung gestellt. Entlang eines Parks wurden zudem kühle Inseln Projekt, sogenannte Mikrooasen, eingerichtet. Die begrünten und schattigen Mikrooasen sind mit einem Nebelsystem ausgestattet und bieten den älteren Menschen auch bei steigenden Temperaturen Abkühlung und soziale Begegnung. Im Kanton St. Gallen werden gute Beispiele aus den Gemeinden für eine gelungene Anpassung an den Klimawandel gesammelt und auf einer Website zugänglich gemacht.
Koordinierte Massnahmen erwünscht
Als Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Hitzeschutzmassnahmen werden von den Gesundheitsbehörden vor allem politische Unterstützung, engagierte Einzelpersonen sowie eine hohe Betroffenheit in vergangenen Hitzesommern genannt. Gleichzeitig werden fehlende finanzielle und personelle Ressourcen als Hindernisse genannt. «Die meisten Gesundheitsbehörden sehen Handlungsbedarf beim Schutz der Bevölkerung vor Hitze», sagt Ragettli. 19 von 26 Kantonen befürworten einen nationalen Hitzeaktionsplan oder zumindest eine bessere Koordination von Massnahmen, beispielsweise bei Informationskampagnen. «Verbesserungspotential und Handlungsbedarf besteht beim Schutz von spezifischen Risikogruppen, dem Austausch zwischen Kantonen für effiziente Ressourcennutzung, Unterstützung bei der Entwicklung von Hitzeaktionsplänen und bei der Evaluation der Wirksamkeit von Hitzeschutzmassnahmen.»