Akuter Durchfall belastet Schweizer Volkswirtschaft
04.08.2017 by Anna Wegelin
Magen-Darm-Erkrankungen führen in der Schweiz zu beträchtlichen Erwerbsausfällen und verursachen hohe volkswirtschaftliche Kosten. Dies ist das Resultat einer Studie, die das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit durchgeführt hat.
175'000 Personen in der Schweiz suchen jährlich hausärztliche Hilfe aufgrund einer akuten Durchfallerkrankung. Knapp neun von zehn Erwerbstätigen, die deswegen einen Arzt aufsuchen, fehlen bei der Arbeit. Im Durchschnitt werden diese Personen für vier Tage krankgeschrieben. Dies zeigt eine Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die Forschungsarbeit ist in der Fachzeitschrift "Infection" erschienen. Ein weiterer Befund der Studie ist, dass Campylobacter-Bakterien als häufigster Erreger für akute Magen-Darm-Erkrankungen diagnostiziert wurde.
Das Forschungsteam wertete die Daten des Sentinella-Meldesystems für das Jahr 2014 aus. Sentinella beruht auf einer gemeinsamen Initiative von Allgemeinmedizinern, dem BAG und den universitären Instituten für Hausarztmedizin in der Schweiz. Die daran beteiligten Hausärztinnen und Hausärzte melden fortlaufend bestimmte Erkrankungen, so auch akute Durchfallerkrankungen, die sie in ihrer Praxis behandeln.
Nationale Prävention ungenügend
"Es erstaunt, dass bei diesem Public-Health-Problem derart wenig Prävention betrieben wird. Unsere Daten zeigen, dass akuter Durchfall jährlich zu etwa gleich vielen Arztkonsultationen führt wie die Grippe während der Grippesaison", sagt die Epidemiologin und Doktorandin Claudia Schmutz vom Swiss TPH, Erstautorin der Studie. In vielen Fällen ist unklar, welche Erreger die akute Erkrankung verursachen. Denn nur bei rund 10 Prozent der Hilfesuchenden veranlassen Hausärzte eine Stuhluntersuchung. "Für die Patienten ist oft unwichtig, ob virale oder bakterielle Keime die Erkrankung hervorgerufen haben. Doch für den Aufbau von nationalen Präventionsmassnahmen ist diese Information unerlässlich", so Schmutz.
Kein Peak in der Grillsaison
Wie die Grippe kommen auch schwere Durchfallerkrankungen saisonal gehäuft vor. So verzeichnete man im Januar und Februar des erfassten Jahres die meisten Arztkonsultationen aufgrund von Magen-Darm-Infektionen. "Diese Häufung der Arztbesuche im Winter hat uns überrascht", sagt der Leiter der Studie, Daniel Mäusezahl. Er hätte eher eine Zunahme während der Grillsaison im Sommer erwartet, so der Public Health-Experte am Swiss TPH: "Denn dann nimmt der Verzehr von ungenügend grilliertem Pouletfleisch, einem bekannten Träger von Campylobacter-Bakterien, zu."
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Daniel Mäusezahl
PD, PhD, Prof. Dr.
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