Tuberkulose in Europa eindämmen und verhindern
12.01.2018
Migration erhöht das Risiko von Tuberkulose-Ausbrüchen. In einer neuen Studie leistet das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) durch seine Expertise in Epidemiologie und Grundforschung einen wesentlichen Beitrag an die Dokumentation der Migrationsbewegungen bei einem Ausbruch von multi-resistenter Tuberkulose, eine der häufigsten Krankheitserreger in Menschen.
Tuberkulose (TB) ist eine der zehn häufigsten Todesursachen. Geschätzte 1,7 Millionen Menschen weltweit sterben jährlich an der gefährlichen Infektionskrankheit. Globale Migration erhöht das Risiko von TB-Ausbrüchen in Bevölkerungen weltweit, auch in Europa.
Pan-europäisches Warnsystem
Das Swiss TPH leistet einen wesentlichen Beitrag in einer neuen molekular-epidemiologischen Studie zur Entwicklung einer detaillierten Dokumentation der Migrationsbewegungen bei einem Ausbruch von multiresistentem Mycobacterium tuberculosis, einer der häufigsten Krankheitserreger in Menschen. Die Analyse durch die Universität Zürich und das Schweizerische Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien (NZM) wurde in «The Lancet Infectious Diseases» veröffentlicht.
Die Analyse enthält epidemiologische Daten von Ländern, die dem Europäischen Zentrum für Prävention und Bekämpfung von Krankheiten (ECDC) angeschlossen sind. Dazu wurde eine Gruppe von Patientinnen und Patienten mit multi-resistenter Tuberkulose interviewt. Sie waren vom Horn von Afrika und dem Sudan nach Europa gekommen. In der Schweiz wurden acht TB-Fälle registriert.
Epidemiologische Untersuchungen im Auftrag des BAG
Das Swiss TPH führte die epidemiologischen Untersuchungen des Kompetenzzentrums für epidemiologische Ausbruchsabklärungen (KEA) im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) durch. Das Institut half, die TB-Bakterien zu charakterisieren, die für den Ausbruch verantwortlich waren und entwickelte den Fragebogen für die an der Studie beteiligten europäischen Länder. Das Swiss TPH interviewte sieben TB-Patientinnen und -Patienten in der Schweiz, kantonale Vertretende der Lungenliga sowie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte.
«Mit der Kombination von nahezu in Echtzeit erhobenen epidemiologischen sowie molekularer Daten mithilfe der hochentwickelten Labortechnologie der sogenannten 'vollständigen Genomsequenzierung' konnten wir bestimmen, wo und wann die Patienten mit TB infiziert wurden», erklärt Astrid Knoblauch, Epidemiologin am Swiss TPH und Erstautorin der Studie. «Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern leistet diese Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur Behebung und Prävention eines potenziellen Ausbruchs von multiresistenter TB in Europa, einschliesslich der Schweiz.»
Swiss TPH und seine Arbeit zu TB
«Ein Drittel aller Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen können TB zugeschrieben werden», sagt Sébastien Gagneux, Leiter des Departements Medizinische Parasitologie und Infektionsbiologie am Swiss TH, ein weltweit führendes Institut mit einem breiten Portfolio in der Erforschung von TB und Antibiotikaresistenzen. «Es herrscht ein allgemeiner Mangel an Bewusstsein über den Zusammenhang von TB und Antibiotikaresistenzen», warnt er.
Mit seinem ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit der Menschen in der Schweiz und international leistet das Swiss TPH einen wesentlichen Beitrag, um diese agile Infektionskrankheit aufzuspüren sowie zu analysieren, überwachen und verhindern.
Sébastien Gagneux
Professor, PhD
Head of Department, Head of Unit
+41612848369
sebastien.gagneux@swisstph.ch
Kaspar Wyss
Professor, PhD, MPH
Head of Department, Deputy Director
+41612848140
kaspar.wyss@swisstph.ch