Wissenschaftlich belegt: Luftverschmutzung schadet der Gesundheit
31.01.2019
In Deutschland ist die Diskussion rund um Grenzwerte für Luftschadstoffe wie Stickoxid, Feinstaub und Ozon neu entflammt. Die Internationalen Gesellschaft für Umweltepidemiologie und das Environment and Health Committee der European Respiratory Society nimmt nun in einer Expertise Stellung zur Debatte rund um die Auswirkungen zur Luftverschmutzung und Gesundheit. Das Swiss TPH forscht seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet und hat massgeblich zur Stellungnahme beigetragen.
Eine Einschätzung einer Gruppe von etwas über 100 Lungenfachärzten hat letzte Woche in Deutschland die Diskussion um den gesundheitlichen Nutzen der aktuellen Schadstoffgrenzwerte neu lanciert. Unter Federführung des Lungenspezialisten Dieter Köhler behauptet die Gruppe, es gäbe keine relevante Gefährdung bei einer geringen Überschreitung der Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub. Existierende Daten wären einseitig und fehlerhaft interpretiert worden.
Die Internationale Gesellschaft für Umweltepidemiologie (ISEE) und das Environment and Health Committee der European Respiratory Society (ERS) reagiert nun mit einer Expertise und widerspricht dem Vorwurf vehement. "Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Grenzwerte beruhen auf der gesamten weltweit verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz zu den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit," sagt Nino Künzli, Vizedirektor des Swiss TPH. "Diese experimentelle und epidemiologische Forschung schlägt sich in etwa 70'000 wissenschaftlichen Arbeiten nieder."
Das Swiss TPH hat sich massgeblich an der Stellungnahme beteiligt und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Luftverschmutzung und Gesundheit. Swiss TPH leitet beispielsweise die SAPALDIA-Studie, die seit 25 Jahren die Auswirkung der Umwelt auf die Gesundheit von rund 10'000 Menschen in der Schweiz beobachtet.
"Die chronischen Wirkungen auf die Gesundheit des Menschen können nur mit entsprechenden Langzeitstudien belegt werden," sagt Nicole Probst-Hensch, Leiterin des Departements Epidemiology und Public Health und der SAPALDIA-Studie. "Wir verfügen über ausreichend epidemiologische Evidenz, dass Luftverschmutzung zu Atemwegs- und Herzkreislaufkrankheiten sowie Krebs führt. Swiss TPH setzt sich deshalb für reine Luft nicht nur in Westeuropa, sondern auch in Grossstädten ärmerer Länder ein."
Kontakt
Nicole Probst-Hensch
Professor, PhD (Pharmacy and Epidemiology), MPH
Head of Department, Group Leader, Head of Unit
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