Mehr Innovation – Weniger Armut: Basler Institutionen spielen gegen Malaria auf
20.04.2018
Basel hat eine lange Tradition auf dem Gebiet der Malaria. Seit Jahrzehnten setzen sich öffentliche und private Institutionen in der Stadt mit moderner Wissenschaft und globalem Engagement zur Bekämpfung von Malaria in ärmeren Ländern ein. Anlässlich des 10. Welt-Malaria-Tags zeigen die Swiss Malaria Group Mitglieder, Novartis, Syngenta, Clariant, Medicus Mundi Schweiz und das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut mit Feierlichkeiten auf dem Barfüsserplatz diese Basler Innovationen auf. Der ivorische FCB-Spieler Geoffroy Serey Die unterstützt dieses Engagement als Botschafter.
Wer heute in der Region Basel von einer Mücke gestochen wird, kann sich kaum mit Malaria anstecken. Das war nicht immer so. Noch vor 200 Jahren war der Rhein wild und breit und verursachte Überschwemmungen. Diese Sumpfgebiete begünstigten die Verbreitung von Malaria. Durch Bekämpfungsstrategien, insbesondere durch die Trockenlegung der Feuchtgebiete, wurden die Lebensräume der Malaria-Mücken zerstört und damit die Krankheit zurückgedrängt und schliesslich ausgerottet, wie überall in Europa.
Innovationskraft aus Basel
In anderen Gebieten der Welt ist die Situation weniger rosig: 2016 starben weltweit noch immer 445‘000 Menschen an Malaria. Betroffen sind vor allem Gebiete südlich der Sahara. Neuste Zahlen senden ein Warnsignal, nach Jahren der Fortschritte flammt Malaria in vielen Ländern wieder vermehrt auf. So auch in der Elfenbeinküste, der Heimat des FC Basel Spielers Serey Die. Dort ist Malaria endemisch und stellt ein grosses Problem für die öffentliche Gesundheit und damit für die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen dar. Serey Die ist bekannt als Kämpfernatur auf dem Fussballplatz. Neben dem Rasen setzt er sich aber auch ein für den Kampf gegen Malaria: „Wie im Fussball braucht es auch im Kampf gegen Malaria eine ganze Mannschaft, leidenschaftlichen Einsatz und Durchhaltewillen“, so Die. „Ich bin stolz darauf, für einen Verein zu spielen, dessen Heimatstadt sich global gegen eine Krankheit engagiert, die viele Menschen in der Armutsfalle gefangen hält.“
Tagtäglich setzen sich hunderte Forschende, klinisch Tätige, Gesundheits- und Entwicklungsexperten in Basel ein für eine Welt ohne Malaria und damit auch für eine Welt mit weniger Armut. Denn Malaria und Armut sind eng miteinander verknüpft. Wenn sich ein Kleinbauer während der Erntezeit mit Malaria infiziert, kann der Ernteertrag durchschnittlich um 48% fallen. Eine Reduktion von Malariafällen schützt das Haushaltseinkommen und trägt auch zum Wirtschaftswachstum bei.
Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) erforscht neue Malaria-Wirkstoffe, führt klinische Studien durch, um Impfstoffe und Medikamente auf ihre Wirksamkeit zu prüfen, und integriert effektive Methoden und Ansätze in Gesundheitssysteme. „Um die Gesundheit der ärmsten Bevölkerungen nachhaltig zu verbessern, braucht es integrierte, langfristige Strategien und innovative Lösungsansätze, die den sozial-ökologischen Kontexten angepasst sind“, sagt Swiss TPH-Direktor Jürg Utzinger. In Tansania trug das Swiss TPH beispielsweise durch die landesweite Verteilung von Moskitonetzen gemeinsam mit Partnern dazu bei, die Kindersterblichkeit zwischen 2000 und 2015 um 63% zu senken.
850 Millionen Behandlungseinheiten geliefert
Aber auch private Unternehmen aus Basel leisten einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Malaria. Die Lancierung eines neuen Kombinationspräparates auf Artemisinin-Basis (ACT) von Novartis vor über zehn Jahren war ein entscheidender Erfolg zur Behandlung von Malaria. ACT gehört noch immer zu den wirksamsten Mitteln gegen eine Erkrankung. Bis heute hat Novartis in Afrika über 850 Millionen Behandlungseinheiten, darunter 350 Millionen Behandlungseinheiten für Kinder, zu Produktionskosten abgegeben und somit zur Reduzierung von Todesfällen durch Malaria in Afrika beigetragen.
Harald Nusser, Leiter Novartis Social Business, betont die Bedeutung von Partnerschaften: „Mit der steigenden Bedrohung von Resistenzen stehen wir heute an einem Wendepunkt. Einerseits muss der Zugang zu bestehenden Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten verbessert werden; so haben viele Kinder weiterhin keinen Zugang zu adäquaten Behandlungen. Andererseits muss die Erforschung und Entwicklung der nächsten Generation von Malariamedikamenten vorangetrieben werden. Eine Malaria-freie Welt können wir nur erreichen, wenn wir das Know-how und die Ressourcen aller Partner bündeln.“
Insektizide zur Prävention
Neben der Verfügbarkeit von effizienten Medikamenten ist auch die Prävention ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Malaria. Dabei wurde durch den Einsatz von insektizidbehandelten Moskitonetzen und Indoor-Sprays in den letzten Jahrzehnten viel erreicht. Allerdings hat eine umfangreiche Nutzung dieser Massnahmen dazu geführt, dass Moskitos resistent werden. Um diese Herausforderung zu bewältigen, hat Syngenta zusammen mit Partnern den Indoor-Spray ACTELLIC® 300CS entwickelt, der sich auch gegen resistente Moskitos wirksam zeigt. Dieses Produkt hat bis heute rund 34 Millionen Menschen vor Malaria geschützt. Auch Clariant arbeitet an der Entwicklung innovativer Konzepte zum Schutz vor Malaria. 2007 lieferte die Firma mit ihrem CESA®-Masterbatch die Grundlage für die Herstellung eines langlebigen und effizienten insektizidbehandelten Moskitonetzes. Die Technologie basiert auf der langsamen Freisetzung von Wirkstoffen. Um dem zunehmenden Problem der Mückenresistenz entgegen zu treten, werden neuartige Wirkstofflösungen entwickelt, die in naher Zukunft zum Einsatz kommen sollen.
„In Basel haben wir eine traditionelle Verpflichtung im Kampf gegen Malaria. Mit dem vereinten Engagement von verschiedenen hier ansässigen Institutionen leisten wir einen bedeutenden Beitrag zur Malaria- und damit zur Armutsbekämpfung“, sagt Christian Lengeler, Präsident der Swiss Malaria Group und Malaria-Experte am Swiss TPH. „Basel ist nebst Genf wichtiges Zentrum der Schweizer Erfolgsgeschichte der Malariabekämpfung. Als Schweiz tragen wir eine wichtige Verantwortung, unser Engagement zu verstärken, um Malaria als globales Problem endlich Geschichte werden zu lassen.“